Neue Ideen und überraschende Einsichten
WIESBADEN. - Gospelmusik, Gesang und ländliche Frömmigkeit, Bibelinterpretation, Orgel, Jazz und Gregorianik, Essen und Trinken, Singen und Zuhören: Wer sich bei der 15. Nacht der Kirchen auf Tour durch die Wiesbadener Gotteshäuser machte, konnte sehr anschaulich erfahren, was alles unter dem Dach des christlichen Glaubens möglich ist: Die Facetten der Wiesbadener Kirchen bescherten vielen Besuchern Aha-Erlebnisse, neue Ideen oder überraschende Einsichten.
Denn die Nacht, so die evangelische Stadtkirchenpfarrerin Anette Kassing in der Eröffnungsandacht in der Marktkirchenkrypta, schärft unsere Sinne und lässt uns intensiver spüren. Davon überzeugten sich mehrere tausend Kirchennachtbesucher: Die St. Bonifatius-Kirche, wunderbar von außen und innen ausgeleuchtet, wirkte in der Dunkelheit fast mystisch. Die Menschen entdeckten das Gotteshaus in dieser Nacht allerdings sehr modern - per Smartphone und You-Tube-Video. In der Kirche Maria Hilf hat Sebastian Heeß auf der Orgel Ungewöhnliches erklingen lassen: Popsongs, etwa bekannte Balladen von Coldplay, wurden in einem stimmungsvoll illuminierten Kirchenraum präsentiert und lockten zahlreiche Besucher in die Kellerstraße.
Die bizarre Kunstperformance „Die Beerdigung“ in Kooperation mit der Biennale Wiesbaden konnten die Kirchennachtbesucher in der Anglikanischen Kirche St. Augustine erleben: In der vollbesetzten Kirche wurde in einem inszenierten Trauergottesdienst „Unsere Unschuld“ zu Grabe getragen.
Dass die Nacht der Kirchen seit mittlerweile 15 Jahren auf so ungebrochen großes Interesse bei den Wiesbadenern stößt, freut die Veranstalter. Der evangelische Dekan Martin Mencke sagt: „Es ist schön, dass Kirche - mitten in unserer Zeit und in unserem Leben stehend ? in dieser besonderen Nacht ihre Türen einladend öffnet und viele Menschen ihre Herzen.“ Pastoralreferent Thomas Weinert vom katholischen Stadtbüro hofft, dass die Veranstaltung in ökumenischer Verbundenheit noch viele Jahre weiter besteht: „Es ist schön zu sehen, dass diese Nacht die Menschen in Bewegung bringt, denn es geht um Begegnungen ? mit anderen, mit sich selbst und mit Gott.“ (PM)