WIESBADEN. ? Drei außergewöhnliche Kirchen in Wiesbaden beteiligen sich am Sonntag, 11. September, am Tag des offenen Denkmals, der in diesem Jahr mit dem Appell „Gemeinsam Denkmale erhalten!“ überschrieben ist. St. Mauritius in der Stadtmitte, Maria Heimsuchung und St. Josef in Dotzheim sind Gotteshäuser aus den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Sehr unterschiedlich in der Gestaltung, verbindet sie das Material, aus dem sie bestehen: „Beton, wohin man schaut!“, beschreibt das Hedi Sedler, Museumspädagogin und freie Mitarbeiterin bei „Kirche und Kultur“. Die drei Kirchen seien dabei „kühn in der Gestaltung, reich in der Formenvielfalt, mutig in der Symbolkraft“, sagt sie.
Architektur und Bildhauerei
In St. Mauritius verschmelzen Architektur und Bildhauerei. Der Bildhauer Otto Herbert Hajek setzte im Innenraum farbige Zeichen wie das keilförmige lichtgelbe Band im Mittelgang und eine helle gelb-weiße Fläche an der Altarwand als Zeichen der Kirchenfahne, deren Mittelpunkt das Kreuz ist. Die Architekten der Kirche, des Turms und des Pfarrhauses, Jürgen Jüchser und Peter Ressel, haben zusammen mit Hajek einen Raum geschaffen, der auf eindringliche Weise die Wahrnehmung des (Kirchen)-Besuchers beeinflussen will.
Mariä Heimsuchung, auch "Fingerzeig Gottes" oder kritisch "Seelenabschussrampe" genannt, erregt auch heute noch die Gemüter. Der Architekt Johannes Jackel aus Berlin hatte ein Gespür für Symbole: Seine Marienkirche sollte ein großes "M" bilden, das von Westen her am besten zu erkennen ist. Den Grundriss der Kirche bildet ein Davidstern. Die dominierenden Materialien der Kirche sind Beton, rheinischer Schiefer und Glas. Eines der größten Kirchenglasfenster, die es weltweit gibt, lässt das Licht in den Altarraum fluten.
Die Kirche Sankt Josef beeindruckt durch den wuchtigen, von geometrischen Formen wie Quader, Dreieck und Zylinder gegliederten Baukörper. Ihn überdeckt ein mächtiges pyramidenartiges Dach. Das Äußere wie das Innere der Kirche sind von einem rustikalen Putz überzogen, Markenzeichen des Architekten Justus Dahinden.
Kleine und große Schäden
In den angebotenen Führungen geht es unter anderem um das Engagement aller Beteiligten in den Gemeinden, ihre Gotteshäuser auch für die Zukunft zu erhalten. Die Robustheit des verwendeten Materials, des Betons, wurde damals überschätzt, so dass sich inzwischen überall kleine und große Schäden zeigen. In St. Mauritius (Abeggstraße) stellt sich um 10.30 Uhr der Kirchenbauverein vor. Er informiert über seine Tätigkeit sowie die laufende Dachsanierung und die bevorstehenden Betonsanierungen. Um 16 Uhr führt Hedi Sedler durch die Kirche, die den ganzen Tag über für Besucher geöffnet hat.
Auch St. Josef (Josefstr. 13-15) ist von 10.30 bis 17 Uhr geöfnet, Um 10.30 Uhr gibt es eine Führung mit Vera Schade. Von 12 bis 17 Uhr ist an diesem Tag die Kirche Maria Heimsuchung (Helmholzstraße 58) geöffnet. Hedi Sedler bietet hier um 14 Uhr eine Führung an. (rei)