Beim Bischofs-Cup kicken alle mit
WIESBADEN/LIMBURG. ? „Die Welt ist voll guter Ideen“ ? so das Motto der diesjährigen Misereor-Fastenaktion ? und einige davon hat Philippe Kardinal Ouédraogo aus Burkina Faso im Gepäck. Er ist als Gast des bischöflichen Hilfswerkes in Deutschland und war bei der bundesweiten Eröffnung der Aktion in Trier mit dabei. Dass er am Mittwoch, 8. März, auch einen Abstecher in die hessische Landeshauptstadt gemacht hat, ist seiner Verbundenheit mit dem Wiesbadener Freundeskreis der africa action rund um den unermüdlichen Pfarrer Werner Bardenhewer geschuldet. Der Verein mache die Welt ein wenig besser, das wisse er sehr zu schätzen, bedankt sich der Kardinal, der abends ein Pontifikalamt in der St. Bonifatiuskirche feiert und im Anschluss mit einem festlichen Empfang geehrt wird.
Interreligöser Dialog ist die Lösung
„Unsere Kultur beruht auf Toleranz“ lautet die Botschaft, die der promovierte Kirchenrechtler, der seit 2009 der Erzdiözese Ouagadougou vorsteht, mitgebracht hat. Sein Land mit rund 19 Millionen Einwohnern und 60 Ethnien beschreibt er als den sprichwörtlichen „melting pot“, in dem allerdings Muslime, Katholiken, Protestanten und Anhänger der Naturreligionen friedlich zusammen lebten. Das gelte bis hinein in die Familien inklusive seiner eigenen, in der die Mehrheit dem Islam angehöre. Im Blick auf den islamistischen Terror mahnt der Erzbischof zu Wachsamkeit, doch grundsätzlich erscheint ihm „interreligiöser Dialog als einzige Lösung gegen Extremismus“. Die Zusammenarbeit und das freundschaftliche Miteinander auch der religiösen Führer dienten dazu, sich gegenseitig besser zu verstehen und anstehende soziale und wirtschaftliche Probleme gemeinsam anzugehen, „für eine Welt mit mehr Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und Frieden.“
Toleranz beim Kicken lernen
Schon die Kinder lernen im wahrsten Sinne spielend Toleranz, zum Beispiel beim Bischofs-Fußball-Cup, bei dem Spieler aus allen Religionen mitkicken. Einen inklusiven Ansatz verfolgt der Erzbischof auch auf seinem ureigenen Arbeitsgebiet. Er hat speziell für Menschen mit Behinderung eine Marienwallfahrt ins Leben gerufen, zu der ganz selbstverständlich nicht nur Christen, sondern auch Muslime eingeladen sind, und an der er selbst jedes Jahr teilnimmt. Überhaupt liegen ihm die Schwächsten der Gesellschaft besonders am Herzen, Gefangene, Notleidende, Kranke. Sich um sie zu kümmern, ist nach seinen Worten ganz grundsätzlich Auftrag der Kirche.
Chance der Bereicherung
Dass Burkina Faso als Beispielland für die Misereor-Fastenaktion ausgewählt worden sei, bezeichnet Kardinal Ouédraogo als Ehre und Chance für sein Land, in dem es viel Elend und Armut gebe. Die Chance der Bereicherung gilt allerdings auch umgekehrt: Wir könnten von der in Burkina Faso gelebten Toleranz nur lernen, ist Pfarrer Bardenhewer überzeugt. Auch Winfried Montz bekundet großen Respekt vor dem dort Geleisteten. Gute Ideen müssten nicht von hier nach dort exportiert werden, es gebe sie bereits, sie brauchten ? im Sinne des Misereor-Mottos ? nur Unterstützung und Partnerschaft, um wachsen zu können. Der Perspektivwechsel und die Frage danach, „wo der Stachel für uns selbst“ ist, gehörten dabei zur Arbeit von Misereor immer dazu. (rei)
Im Rahmen der Fastenaktion wird im Bistum Limburg zu verschiedenen Veranstaltungen eingeladen: Das Misereor-Hungertuch steht am 17. März (17 bis 21 Uhr) bei einem Workshop unter dem Titel „Ich bin weil Du bist“ im Priesterseminar in Limburg (Weilburger Straße 16) im Mittelpunkt. Der nigerianische Künstler Chidi Kwubiri, der es gestaltet hat, wird am 19. März in der Gemeinde Maria Hilf in Frankfurt (Rebstöcker Straße 70) bei einem Gottesdienst um 11 Uhr zu Gast sein. Am 25. März wird in den Bezirken Hochtaunus, Main-Taunus und im Westerwald zu Sternmärschen eingeladen. Der Misereor-Gast im Bistum Limburg, Djibrillou Koura, wird im Taunus mitlaufen und am 26. März bei einem Familiengottesdienst in St. Bonifatius in Hofheim (Hermann-Löns-Straße 26) dabei sein. In allen Pfarreien ist am 5. Fastensonntag, 1./2. April, die Kollekte für Misereor.