WIESBADEN. ? Ein starker Text am ungewohnten Ort: Ab Januar wird in Wiesbaden in ausgewählten evangelischen und katholischen Kirchen der Monolog „Judas“ von Lot Vekemans gespielt, ermöglicht durch eine Kooperation des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden mit der Katholischen Kirche in Wiesbaden, der Evangelischen Stadtakademie und dem Konzert Theater Bern. Die niederländische Autorin bietet in ihrem Ein-Personen-Stück Judas Iskarioth, dessen Name unauslöschlich für Verrat steht, in der Gegenwart ein Forum. Sie lässt ihn über seine Wut, seine Enttäuschung und seine Sehnsüchte reden, ohne die Verantwortung für sein Handeln zu leugnen.
Der Text ist Augenzeugenbericht, Verteidigungsrede, Image-Kampagne und Eingeständnis desjenigen, der „schwärzer wurde als schwarz“, weil alle anderen die Schuld am Tode des Messias auf ihn abladen konnten. Ob es eher der Versuch eines Schuldbekenntnisses oder der Rechtfertigung ist, müssen die Besucher selbst entscheiden. Schließlich aber, so klingt es an, hätte es ohne ihn und seine Tat auch Kreuzigung und Auferstehung nicht gegeben. Gespielt wird der Judas von dem Schauspieler Jürg Wisbach, der für seine Darstellung in der Schweiz viel Applaus erhielt. Das Staatstheater übernimmt die Produktion vom Konzert Theater Bern, wo das Stück ebenfalls in Kirchenräumen gespielt wurde.
Zu den insgesamt sieben Theateraufführungen bietet „Kirche und Kultur“ der katholischen Stadtkirche ein umfangreiches Begleitprogramm an, das den Fokus auf Themen wie Schuld und Verrat richtet. „Schuldig!?“ ist so ein Gespräch mit dem Gefängnisseelsorger Raimund Ruppert überschrieben. Um den historischen Judas, um „Strategien selbstgefälliger Entschuldigungsversuche“ und um seine Darstellung in der Literatur geht es bei weiteren Veranstaltungen. Im Murnau Filmtheater werden zudem „Der Pate“, „Helden“ und „Familie und andere Angelegenheiten“ mit George Clooney gezeigt.
Premiere ist am 15. Januar um 19.30 Uhr in der Ringkirche, weitere Aufführungen sind am 16. Januar um 19.30 Uhr (Kreuzkirche), am 12. Februar um 20 Uhr (Hochheim), am 13. Februar um 20 Uhr (St. Mauritius), am 14. Februar um 17 Uhr (Evangelische Kirche Bierstadt), am 12. März um 20 Uhr (St. Bonifatius) sowie am 13. März um 20 Uhr in der Lutherkirche. Anstelle eines Ticketverkaufs wird vor Ort um eine entsprechende Spende gebeten.
Weitere Informationen zum Stück und zu dem Begleitprogramm unter www.kirche-und-kultur.de, sowie unter www.staatstheater-wiesbaden.de. (rei)