WIESBADEN. - „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes“ ? mit diesen Zeilen aus dem Lukasevangelium hatte das Evangelische Dekanat Wiesbaden zum Abschied von Pfarrer Klaus Endter, Profilstelle für Ökumene, am Sonntagabend in die Ringkirche eingeladen. Und ? so Dekan Dr. Martin Mencke ? die Zeilen hätten kaum treffender für dieses Abschiedsfest gewählt sein können, denn sie standen förmlich wie ein Motto über diesem Gottesdienst: Denn die rund 200 Festgäste kamen aus fast allen Himmelsrichtungen: zahlreiche Gemeindemitglieder des Evangelischen Dekanats Wiesbaden, Freunde aus der Ökumene weltweit (unter anderem Bischof Ryszard Bogusz aus Breslau), Wegbegleiter aus der Stadtöffentlichkeit, der Landeskirche, aus den Nachbardekanaten, der katholischen Kirche und den kirchlichen Gemeinschaften in Wiesbaden sowie zahlreiche Freunde und Familienmitglieder.
Für das Evangelische Dekanat, erklärt Dekan Dr. Martin Mencke, sei das Ausscheiden von Klaus Endter ein Wendepunkt - auch wenn der Nachfolger mit Pfarrer Andreas Günther aus Gießen schon gefunden sei. Denn immerhin war der 64-jährige Endter fast auf den Tag genau 40 Jahre im Dienst der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Am 1. Januar 1976 begann Endter sein Vikariat in Eschborn, seine erste Pfarrstelle trat er zwei Jahre später in Mainz-Kastel an, um dann zehn Jahre später in die Wiesbadener Kreuzkirchengemeinde zu wechseln. Schon damals als Gemeindepfarrer, so Endter, lag ihm die Ökumene mit den katholischen Geschwistern der Nachbargemeinde St. Elisabeth sehr am Herzen.
So lag es für Klaus Endter dann nach 14 Jahren in der Kreuzkirche auf der Hand, sich auf die neu konzipierte Profilstelle Ökumene zu bewerben: „Die Stelle war wie für mich gemacht ? das sagten damalige Gemeindemitglieder.“ Und so wurde Pfarrer Endter Pionier in Sachen übergemeindlicher Ökumenearbeit: „Ich wollte Brücke schlagen ? Brücken zu den christlichen Migranten in Wiesbaden, zu der jüdischen Gemeinde, der muslimischen Community und zur Gesellschaft insgesamt.“ Dass ihm das gelungen ist, zeigten auch die vielen Grußworte und Danksagungen bei seinem Abschiedsfest.
Pfarrer Endter fand in seiner Abschiedspredigt, in der er sich auf die biblische Geschichte von der Hochzeit in Kanaa bezog, deutliche Worte zur Flüchtlingsdebatte: „Polen, Deutsche, West- und Osteuropäer, Juden, Christen , Muslime ? kommt zusammen und redet deutlich, wenn wieder von Obergrenzen für Flüchtlinge gesprochen wird, weil das Boot angeblich voll sei.“ Es sei gut, so der Ökumenepfarrer, wenn wir Christen uns gegenseitig an das Reich Gottes, an unsere Utopien erinnern, und es sei ebenso wichtig, wenn wir jüdischen und muslimischen Freunden zuhörten und uns vor deren Bildern der Hoffnung erzählen ließen. (PM)