Auf Spurensuche in Verdun


Unter dem Motto „Verdun – Ort des Krieges, des Friedens und der Versöhnung“ waren 13 Firmanden der Pfarrei St. Birgid mit den Katechetinnen Alexandra Chytry, Eleonora Kerstan, Françoise Born und Anne-Cathrin Hein und den Fahrern Peter Gottschall und Norbert Kerstan auf Spurensuche nach Verdun. Fremdenführer Pierre Lenhard führte die Gruppe aus Wiesbaden an verschiedene Orte der Schlacht von Verdun. Erste Station war der Caures-Wald. Hier begann am 21. Februar 1916 der erste Angriff. Die Deutschen, unter anderem ein Jägerbataillon aus Hessen, eröffneten an diesem Tag in der Früh das Trommelfeuer. Keiner hätte zu diesem Zeitpunkt gedacht, dass diese Schlacht, „die Hölle von Verdun“, über 300 Tage dauern und unzählige Menschenleben kosten sollte.
Mit Augenzeugenberichten und Briefen nahm Pierre Lenhard die Jugendlichen mit auf eine Reise in die Vergangenheit. Anschließend wurde der deutsche Soldatenfriedhof Azannes 1 besucht. An diesem Ort der Stille konnte jeder, der wollte, eine Rose niederlegen, unter anderem auch bei dem Landwirt Wilhelm August Nicol und dem Elektromonteur Christian Heftrich, die beide, aus Wiesbaden Nordenstadt stammend, in der Schlacht von Verdun im Alter von 22 und 19 Jahren gefallen sind. Junge Schicksale aus der eigenen Heimatstadt ließen den Krieg noch näher kommen.
Ein ganz besonderer Ort war das Dorf Bezonvaux, eins von neun im Ersten Weltkrieg zerstörten Dörfer, welche nie wieder aufgebaut wurden. Nur noch Straßennahmen und Hinweisschilder erinnern an die Gemeinden. In einer kleinen Kapelle wurde ein Friedensgottesdienst gefeiert. „Wir sind an einem besonderen Ort. Verdun, der Ort, der uns erinnert wie grausam der Krieg ist. Sinnlos? Das Wort ist ein Drama für jede Familie, die einen Vater, einen Bruder, einen Sohn verloren hat. Ich möchte das Wort ‚sinnlos‘ bewusst nicht benutzen in der Hoffnung, dass diese Tragödie uns gelehrt hat, wie wertvoll der Frieden ist.“ Mit diesen Worten eröffnete Françoise Born den Gottesdienst, der unter anderem mit Taizégesängen und dem Friedensgebet von Coventry versuchte alle Gedanken, Gebete und Bitten der Teilnehmenden einzuschließen. (Text: Anne-Cathrin Hein)
Der anschließende Besuch des Forts Douaumont führte in eine französische Festungsanlage, die in der Schlacht schwer umkämpft war. Bei der Verabschiedung am Gebeinhaus von Douaumont, mit dem Blick auf ca. 16100 Kreuze, erinnerte Piere Lenhard an die Begegnung von Helmut Kohl und François Mitterand 1984: „Wir haben uns versöhnt, wir haben uns verständigt. Wir sind Freunde geworden.“ Pierre Lenhard, der seit 2007 als Fremdenführer den Ort Verdun nicht vergessen lässt, der von Schicksalen, aber auch von Hoffnungen an authentischen Orten erzählte, gab auch der Gruppe aus St. Birgid diese Aufgabe mit auf den Weg. Diese Freundschaft dürfe nicht verloren gehen, müsse immer wieder gestaltet und behütet werden.
Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des Memorial, eines interaktiven Museums, welches Fragen beantwortete, Zusammenhänge erklärte, aber auch die Brutalität des Krieges unterstrich und vor Augen führte.
Die Jugendlichen waren sich darin einig, dass Verdun ein sehr eindrucksvoller Ort ist und der Besuch sich gelohnt hatte. Allen Beteiligten war klar, dass es ein Glück ist, im Frieden zu leben. Dass dieser Friede aber gewollt sein muss, dass daran täglich gearbeitet werden muss und alle ihren Beitrag dazu leisten.