WIESBADEN. ? Der Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus ohne Barbara Handke: Das kann sich nicht nur Pfarrer Wolfgang Rösch schwer vorstellen, der am Sonntag, 10. Juli, im Anschluss an den Festgottesdienst in der St. Bonifatiuskirche das einzige Grußwort zum Abschied der scheidenden Direktorin sprechen durfte. So hatte sie es sich ausdrücklich erbeten. Und dass sie kein Mensch ist, dem man leichtfertig widerspricht, klang in den lobenden und launigen Worte des vormaligen Wiesbadener Stadtdekans durchaus mit an. Sich mit ihr „richtig zu zoffen“ sei ein Ausdruck von Wertschätzung gewesen, sagte er und würdigte sie als jemanden, der „angstfrei einstehen konnte für das, wovon er überzeugt war“.
Weitsicht und kluge Entscheidungen
1949 geboren und aufgewachsen in einer Familie mit sechs Geschwistern habe sie nach dem frühen Tod der Mutter bereits als zehnjähriges Mädchen Verantwortung übernehmen müssen, das habe sie geprägt, sagte Rösch, der kurz ihren Werdegang skizzierte. Ausbildung, Studium der sozialen Arbeit, der Pädagogik, einige Jahre Klosterleben. Vor knapp 19 Jahren nach Wiesbaden gekommen, habe sie hier turbulente Jahre mitgestaltet, sagte Rösch, der nicht nur ihr berufliches Engagement hervorhob, sondern auch ihre Gastfreundschaft und Herzlichkeit. „Fast alle, die hier sind, sind auch mal von Ihnen bekocht worden“, meinte er beim Rundblick in der gut besetzten St. Bonifatiuskirche, und dankte abschließend Barbara Handke für ihre Weitsicht, ihr Einfühlungsvermögen, ihre klugen Entscheidungen und ihre Bemühungen für die Schwächeren in der Gesellschaft.
Viel von ihr gelernt
Für alles zu danken, „was wir in knapp 19 Jahren mit Ihnen erfahren und von Ihnen lernen durften“ ließ sich auch Christoph Scheu, Verwaltungsleiter des Caritasverbandes, trotz Grußwortverbot nicht nehmen. Dass er darüber grau geworden sei, habe mitnichten mit ihr zu tun, sagte er und wünschte ihr, dass sie fortan jeden Tag mindestens einen Grund finden werde, herzhaft zu lachen: „Dann kann die Zeit ohne uns und ohne den Verband nicht so schlimm werden“. Den Abschied offiziell machte Stadtdekan Klaus Nebel, der als Vorsitzender des Caritasverbandes Barbara Handke die Urkunde zum Eintritt in den Ruhestand überreichte. „Ich bin unter euch wie einer, der dient“: Dieses Wort von Jesus habe sie bestärkt und sei ihr Quelle gewesen in allem, was sie getan habe, sagte er und stellte bei dieser Gelegenheit auch ihre Nachfolgerin, Maria Theresia Gräfin von Spee, vor.
Fotobuch mit den Gästen
Wie viel Wertschätzung der scheidenden Direktorin entgegen gebracht wird, war nach dem Gottesdienst an der nicht enden wollenden Schlange der Menschen abzulesen, die - alle mit einem "Danke, Handke" Sticker versehen - ihr persönlich die Hand drücken und alles Gute wünschen wollten, darunter Politiker aus Kreis und Kommune wie der Wiesbadener Bürgermeister Arno Goßmann ebenso wie der Frankfurter Stadtdekan Johannes zu Eltz, Vorgänger von Wolfgang Rösch in Wiesbaden. Spenden für den Caritasladen in Bad Schwalbach und eine Schule in Tansania hatte sie sich als Abschiedsgeschenk gewünscht, mitnehmen wird sie darüber hinaus aber ganz sicher Erinnerungen ? auch an dieses Fest: Alle Besucher konnten sich für ein besonderes Gästebuch „eingerahmt“ fotografieren lassen und auf einer Fotokarte mit den charakteristischen Türmen der Bonifatiuskirche unterschreiben. (rei)
1997 hat Barbara Handke den Caritasverband Wiesbaden mit etwa 350 Mitarbeitenden übernommen. 2007 folgte die Fusion mit dem Verband in Rheingau-Untertaunus zum Caritasverband Wiesbaden-Rheingau-Taunus e.V. Im Jahr 2009 sind vier große Altenpflegeeinrichtungen des Diözesancaritasverbands Limburg hinzugekommen. Der Verband hat sich von der Größe her mehr als verdreifacht und beschäftigt inzwischen über 1.300 hauptamtlich Mitarbeitende. Dazu kommen viele engagierte Ehrenamtliche. Zum Caritasverband gehören der Jugendhilfeverbund Antoniusheim mit stationären und teilstationären Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie für unbegleitete minderjährige Ausländer und die Caritas Altenwohn- und Pflegegesellschaft mit zehn Altenpflegeheimen sowie altengerechten Wohnungen.