WIESBADEN. - Ostern ist für Stadtdekan Klaus Nebel nicht nur das wichtigste Fest, sondern auch der emotionale Höhepunkt des Kirchenjahres: "Da geht es ums Ganze, das hat mich schon früh berührt", sagt Nebel, der im September vergangenen Jahres in Wiesbaden die Nachfolge von Wolfgang Rösch angetreten hat. In der Frage der Auferstehung entscheide sich, ob das Leben des Menschen nur ein endliches Produkt der Natur sei, oder ob es darüber hinaus ein Ziel kenne: "Ostern drückt aus, dass unser Leben einen Sinn hat", sagt der 41-Jährige, der sich auf sein erstes Osterfest in Wiesbaden in der Pfarrei St. Bonifatius vorbereitet.
Zur Nächstenliebe befreit
Der Blick auf die Ewigkeit entwertet nach seinen Worten nicht das irdische Leben: "Ganz im Gegenteil: Ostern befreit uns zur Liebe." Erst durch die Auferstehung bekomme auch Moral, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit seinen Sinn und Stellenwert. Wenn mit dem Tod alles aus wäre, wenn "wir ohnehin alle ins Gras beißen, ohne dass etwas nachfolgt, dann steht der Mensch in der Gefahr, sich das größte Stück vom Lebenskuchen abzuschneiden und den Blick für den Nächsten zu verlieren." Wenn Gott den Menschen aber eine Ewigkeit öffne, in der er Gerechtigkeit und Barmherzigkeit herstelle, "bekommt das Ganze einen Zusammenhang." Erst daraus ergebe sich eine Antwort auf die Frage: "Warum sollen wir gut sein?" Man müsse dann eben nicht jetzt schon alles für sich allein haben, sondern sei zur Nächstenliebe und zur Selbstlosigkeit befreit.
Wenn das Osterfeuer brennt
Das Osterfest beginnt für Pfarrer Nebel, "wenn das Osterfeuer vor der Kirche brennt". Wichtiger Bestandteil ist für ihn auch die Agape, bei der im Anschluss die Gottesdienstteilnehmer gemeinsam essen und trinken. Über die Feier der Gottesdienste hinaus freut er sich auch darauf, mit den anderen Priestern im Pfarrhaus gemeinsam Ostern zu feiern.
Langsam heimisch
Danach gefragt, wie er sich denn in Wiesbaden eingelebt habe, antwortet Nebel humorvoll: Ihm gefalle besonders gut, dass diese Frage langsam seltener werde. Er wisse aber bereits die Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort und deren Engagement sehr zu schätzen, auch wenn er natürlich die Leute in Bad Camberg, wo er viele Jahre als Priester gewirkt hat, in lebendiger und dankbarer Erinnerung habe. Ansonsten ist er zuversichtlich: "Ich bin dabei, hier heimisch zu werden." (rei)