Vom Wunder per WhatsApp erzählen
WIESBADEN. ? Es geht dunkel und geheimnisvoll los: Wer die Kirche betritt, findet sich in einem schmalen Gang wieder, rechts und links mit schwarzen Tüchern abgehängt, gesäumt von glitzernd hellen Lichtleisten. Nebelschwaden wabern durch den Raum, der Soundtrack im Hintergrund erinnert an einen Science-Fiction Film. Ein Plakat verstellt den Weg: „WirklICh?“ steht darauf. Die Frage ist der rote Faden des aktuellen Fastenzeitprojekts der Jugendkirche Kana (Kellerstraße 35). Noch bis 20. März sind Jugendliche und junge Erwachsene, Firmlinge, Schulklassen und Jugendgruppen hier eingeladen, sich mit dem auseinander zu setzen, was „wirklich“ ist ? vom Anfang der Welt bis in die Zukunft.
Glaube und Wissen
„Glaubt hier noch irgendjemand an irgendetwas?“ ist auf dem Weg zur ersten Station zu lesen: Die Entstehung der Welt in Religion und Naturwissenschaft: Auf Tablets finden sich Theorien zum Urknall und Fakten zum Universum, auf der Leinwand inmitten des zeltartigen Raums wird die biblische Schöpfungsgeschichte dargestellt, eindrucksvoll vertont. „Richtig oder falsch, entweder oder“ gibt es dabei ganz bewusst nicht, wie Jürgen Otto, Leiter der Jugendkirche, erklärt. „Wir wollen zum Nachdenken anregen.“ Vielleicht werde aber eine Ahnung davon vermittelt, dass Glaube und Wissen sich nicht widersprechen müssten.
Wunder gibt es immer wieder
Die Nagelprobe für diese Überzeugung steht gleich bei der zweiten Station an: „Wunder gibt es immer wieder“, singt Katja Ebstein auf den ausliegenden mp3 Playern, assistiert von Nenas „Wunder geschehen“, während Lara Studer vom Kana-Team zum spielerischen Umgang mit der Materie einlädt. „Die Sache mit der Maisstärke ist der Hit“, sagt sie. Wer seine Hand in den auf den ersten Blick unscheinbaren weichen Kleister steckt, erlebt zumindest eine unangenehme Überraschung. Blitzartig wird die Masse fest und zur zähen Falle. Wer selbst schon mal ein echtes Wunder erlebt hat und davon erzählen will, kann das vor Ort per WhatsApp machen. Und auf dem Laptop ist dann zu lesen, wie wunderbar es immer wieder im Alltag zugeht.
Das Paradies ist vierstöckig
Im "Heute" können die Besucher kleine Glasröhrchen mit farbigem Sand befüllen. Die unterschiedlichen Farben stehen für das, was ihnen wichtig ist, Beruf oder Musik, Sport oder Glaube: „Erst mal Familie“, sagt Pascal und greift beherzt in die Schale mit den roten Körnchen. Orange für Freunde muss dazu, vom goldenen Sand schüttet der Sechzehnjährige vorsichtig wieder ein wenig zurück: „Ich brauche zwar Geld, aber es ist nicht das Wichtigste in der Welt.“ Nebenan ist eine andere Gruppe eifrig damit beschäftigt, aus Papier und Wolle, Blumen, Farbe und Kleber ein kleines Paradies entstehen zu lassen. Zwei Wiesbadener Schüler stellen sich das offenbar vierstöckig vor. Aus Korken und Streichhölzern haben sie gemeinsam ein Hotel gebaut, mit Pool auf dem Dach: Das sei ihr Zukunftsplan, erklären sie.
Kirche bietet Jugendlichen Raum
Für Jürgen Otto liegt in dieser Beschäftigung der Sinn der Fastenzeitprojekte: „Ich hoffe, dass die Jugendlichen hier eine Beziehung zu ihrem eigenen Leben finden“, sagt er. Und dass sie die Erfahrung machten, dass die Kirche ihnen dafür einen Raum anbiete, weil sie sich für ihre Bedürfnisse interessiere. (rei)
Weitere Informationen bei KANA-Jugendkirche Wiesbaden, Jürgen Otto, Telefon: 0611 / 95 00 60-12, E-Mail: j.otto(at)jugendkirche-kana.de; oder bei Sonja Schüßler, Telefon: 0611/95 00 60-11; s.schuessler(at)jugendkirche-kana.de; und im Internet unter www.jugendkirche-kana.de.