Christliche Einheit nicht durch theologische Debatten
WIESBADEN. - Pfarrer Stephan Gras, stellvertretender Stadtdekan in Wiesbaden, ist neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen (ACK). Er tritt damit die Nachfolge von Klaus Endter an, der Ende letzten Jahres in den Ruhestand gegangen ist. Ebenfalls neu im Vorstand der ACK ist der neue Ökumenepfarrer der evangelischen Kirche, Andreas Günther. Er übernimmt das Amt des Geschäftsführers. Yared Tsehaye von der Äthiopisch Orthodoxen Kirche wurde als stellvertretender Vorsitzender in seinem Amt bestätigt. Mit Dorothee Dziewas als Beisitzerin aus der Anglikanischen Kirche ist der Vorstand jetzt vollständig.
Pfarrer Gras, gebürtiger Bad Sodener, war nach dem Studium mehrere Monate in Argentinien tätig und wurde 2000 Pfarrer der spanischsprachigen Gemeinde für den Westteil des Bistums Limburg mit Sitz in Wiesbaden. Viele kennen ihn auch aus seinem elfjährigen Dienst als Pfarrer in Oestrich-Winkel im Rheingau. Seine Vorstellung von Ökumene bringt er mit einem Zitat von Papst Franziskus ins Wort. Dieser hatte 2015 bei seiner USA Reise gesagt: „Die Einheit unter Christen kann nicht durch theologische Debatten entstehen. Wenn wir glauben, dass die Theologen sich einmal einig werden, werden wir die Einheit nach dem Jüngsten Gericht erreichen?. Theologen sind hilfreich, aber am hilfreichsten ist der gute Wille von uns allen, die mit offenen Herzen für den Heiligen Geist auf dem Weg sind.“
Andreas Günther, der sein Amt als verantwortlicher Pfarrer für die Ökumene im Dekanat Wiesbaden erst jüngst angetreten hatte, arbeitete unter anderem im Rahmen eines Spezialvikariats am „Henry Martyn Institute“ in Indien. Interreligiöse Begegnungen standen hier auf der Tagesordnung. Der 43 jährige Offenbacher engagierte sich auch in Bosnien-Herzegowina, wo die Pflege von Kontakten zu islamischen, katholischen und orthodoxen Religionsgemeinschaften zu seinen Aufgaben gehörte. Neben der Arbeit als Ökumenepfarrer ist Günther als Gemeindepfarrer der evangelischen Heilandsgemeinde in Walluf tätig. Hier lebt er auch mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern im Pfarrhaus. Ökumene spricht ihn persönlich an: „Mich fasziniert ein Bild von Kirche, dass wir rund um den Erdball in all unserer Verschiedenheit von Konfessionen und Denominationen eine Gemeinschaft darstellen, die verbunden ist im Glauben, und dass wir einen Auftrag teilen zu weltweiter Solidarität über die eigenen Kirchengrenzen hinaus.“
Der neue Vorstand der ACK Wiesbaden spiegelt die Vielfalt seiner 14 Mitgliedskirchen wieder. Als zweiter Vorsitzender gehört Yared Tsehaye der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo Kirche an. Neben der Begleitung seiner Gemeinde engagiert sich Tsehaye in der Flüchtlingsarbeit in Wiesbaden. Dorothee Dziewas arbeitet in der Anglikanischen Kirche in den Bereichen Ökumene und Diakonie. (tw)