Weihnachtsgefühle in Wiesbaden
WIESBADEN. ? Die Wiesbadener haben Bischof Georg Bätzing am Freitag, 9. Dezember, einen gelungenen Start seiner Bezirksbesuche beschert: Ein herzliches Willkommen und das spürbare Interesse und Wohlwollen aller Teilnehmer prägten die Atmosphäre ebenso wie die Zugewandtheit und das aufmerksame, konzentrierte Zuhören des Gastes. Höhepunkte des Tages, der mit Begegnungen und Informationen prall gefüllt war, waren am Mittag ein Empfang im Festsaal des Rathauses mit Oberbürgermeister Sven Gerich und über 40 Vertretern von Politik, Kirche und Gesellschaft sowie das kirchenmusikalisch mit Chor und Kinderchor festlich gestaltete Pontifikalamt am Abend. Stadtdekan Klaus Nebel konnte dazu über 900 Gläubige in der voll besetzten St. Bonifatiuskirche begrüßen.
Verantwortung für die Welt
"Wie Weihnachten", kommentierte das der Bischof, nannte die große Zahl der Gottesdienstteilnehmer "überwältigend" und lobte die Lebendigkeit der katholischen Kirche in der Stadt, die er erlebt habe. Die vielen Messdiener erfüllten ihn mit Stolz darauf, dass es so viele junge Leute gebe, die sich für diesen Dienst in der Kirche interessierten, sagte er, und schickte, selbst passionierter Musiker, einen besonderen Gruß hoch auf die Orgelempore. In seiner Predigt erinnerte er mit Blick auf die Schere zwischen arm und reich, die Folgen des Klimawandels, auf Kriege und Unfreiheit an die Verantwortung der Christen für die ganze Welt und warnte davor, sich in die Gemütlichkeit zurückzuziehen und sich zufrieden zu geben. Es gebe keine Insel mehr, „wir sind Teil des Problems“, und "unser Zuviel“ auf der einen Seite werde auf der anderen Seite Menschen weggenommen.
Zu Abenteurern Gottes werden
In diesem Sinne müsse auch der Advent als Adventure, Abenteuer, gedeutet werden, sagte Bätzing, und appellierte eindringlich an seine Zuhörer, zu Abenteurern Gottes zu werden und sich auf das Risiko, Kirche zu sein, einzulassen. Dazu gehöre es, sich den Fragen der Menschen nach Sinn, Perspektive und Werten zu stellen. Was für ein Feuer an Wärme, Friedfertigkeit und Barmherzigkeit werde in der Stadt und darüber hinaus brennen, „wenn wir alle etwas davon weitergeben“, ermutigte Bischof Bätzing die Gläubigen und gab seiner Zuversicht Ausdruck, dass Gott die Kirche so gestalte, wie er sie für die Menschen heute brauche.
Große Erwartungen
Dass es aus Sicht der Wiesbadener natürlich absolut angemessen sei, dass der Bischof in der Landeshauptstadt seine Tour durch die Bezirke starte, merkte der hohe Gast aus Limburg gleich zweimal an diesem Tag mit einem Schmunzeln an. Auch beim Empfang im Rathaus zeigte der daraufhin einsetzende spontane Applaus, dass er mit dieser Einschätzung durchaus richtig lag. Großen Beifall hatte es schon nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Gerich gegeben, der Georg Bätzing als den Mann willkommen hieß, „auf dem die Hoffnung auch der Wiesbadener Katholiken ruhen“.
Dank für politisches Engagement
Gerich erwähnte „die eine oder andere Schramme“, die das Amt und das Bistum in den letzten unruhigen Jahren abbekommen habe, und sicherte dem neuen Bischof Offenheit und Unvoreingenommenheit zu: „Wir alle haben großes Vertrauen in Sie.“ Der bezeichnete die Teilnahme an diesem Empfang als große Ehre und revanchierte sich mit einem „wertschätzenden Dank“ an all diejenigen, die in der Politik Verantwortung trügen. Die Katholiken seien mit rund 20 Prozent Anteil in der Stadt zwar nur „Juniorpartner“, aber die drei großen Pfarreien seien dennoch ein unglaublicher Faktor für das gute Zusammenlaben von Menschen unterschiedlicher Nationen, Kulturen und Anliegen, hob der Bischof hervor, der im Anschluss ausgiebig die Gelegenheit zum zwanglosen Austausch nutzte.
Stichworte haben Farbe bekommen
Was das „katholische Herz“ von Wiesbaden ausmacht, davon konnte sich der Besucher aus Limburg bei den internen Gesprächen mit Seelsorgern und hauptamtlichen Mitarbeitern, mit Caritasdirektorin Maria-Theresia Gräfin von Spee und ihren Abteilungsleitern, bei einem Rundgang durch das Roncalli-Haus und beim Empfang nach dem Gottesdienst mit den Gottesdienstteilnehmern ein erstes Bild machen. Die Stichworte, die das Bistum bewegten, seien hier alle präsent: „Jetzt haben sie Farbe und Glut bekommen“, meinte er abschließend und verband damit einen ausdrücklichen Dank an Bezirksreferent Thomas Weinert für die Vorbereitung. Der Tag mache es ihm noch leichter, Bischof von Limburg zu sein, was er sowieso schon gerne sei: „Und jetzt noch gerner.“ (rei)