Kirche wird sich weiter einbringen
WIESBADEN. ? Die katholische Kirche wird sich in Hessen auch in Zukunft immer wieder neu in die gesellschaftlichen Prozesse einbringen. Das versicherte der Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen im Rahmen des St. Thomas Morus-Empfangs des Kommissariats der katholischen Bischöfe im Lande Hessen: „Genau an diesem Punkt werden Sie mit uns rechnen können“, sagte Algermissen am Mittwoch, 25. Juni, in Wiesbaden an die anwesenden Politiker gewandt. Die zehntausende Menschen in Hessen, die kirchlich engagiert seien, würden sich nicht als Friedensstörer, aber als Störenfriede überall dort einmischen, wo Menschen in konkreten Nöten Beistand und Unterstützung benötigten.
Forum für Begegnung
Viele politische und kirchliche Verantwortungsträger waren der Einladung des Kommissariats, das die Bistümer Limburg, Fulda, Mainz und Paderborn gegenüber dem Land vertritt, gefolgt. Kultusminister Ralph Alexander Lorz, der für den erkrankten Ministerpräsidenten das Grußwort an die Versammelten richtete, wertete das als Indiz dafür, dass der Empfang als Forum für Begegnung sehr gut angenommen werde.
Inhaltliche Anstöße geben
Gastgeber und Kommissariatsleiter Dr. Wolfgang Pax erläuterte die doppelte Aufgabe des zum zweiten Mal veranstalteten Empfangs: inhaltliche Anstöße für Politik und Kirche und inspirierende Begegnungen zwischen Kirche, Politik und gesellschaftlich Verantwortlichen. Er konnte in den ehrwürdigen Räumlichkeiten der Wiesbadener Casino-Gesellschaft hochrangige Vertreter aus Politik und Kirche begrüßen, darunter Staatsminister, Staatssekretäre, Landtagsabgeordnete, die Fraktionsvorsitzenden der Landtagsfraktionen, den Präsidenten des Hessischen Staatsgerichtshofes und weitere führende Persönlichkeiten aus Behörden und Verbänden. Mit Bischof Heinz Josef Algermissen, dem Apostolischen Administrator Weihbischof Manfred Grothe und seinem ständigen Vertreter Pfarrer Wolfgang Rösch, Generalvikaren, Dezernenten und Justitiaren waren auch die vier beteiligten Bistümer prominent vertreten.
Zweifel und Kritik zulassen
Die Kirche müsse sich im Dialog, mit Offenheit und Transparenz den Fragen der Zeit stellen und Zweifel und Kritik zulassen, fordertet der Hauptredner des Abends, Dr. Peter Frey, Chefredakteur des ZDF. In seinem Vortrag zum Thema „Mediale Wahrheiten? Zum Umgang mit medialer Skandalisierung“ bezeichnete er dieses Vorgehen als Schlüssel für eine attraktivere Verkündigung kirchlich-christlicher Anliegen in den Medien. Diskussionen über Verfehlungen könnten nicht unterdrückt werden: „Niemand kann sich den Debatten mehr entziehen.“ Für alle, die in der Öffentlichkeit agierten, bedeute das ein Umdenken. Es verfange nicht mehr, sich stur zu verteidigen, ohne sich den Argumenten der Kritiker zu stellen: „Weder der oberste Mann im Staate noch die Kirche haben die Macht, Interpretationen vorzugeben.“
Option für die Armen
Bischof Algermissen bezog sich in seinem Grußwort auf die Botschaft des Evangelisten Lukas. Ihr „radikaler Zug“ müsse der Kirche ein Stachel im Fleisch sein, sagte er. Hier werde die bedingungslose Parteinahme von Jesus, seine Option für die Armen, benannt. In diesem Sinne sei die Beteiligung am Kampf gegen Not, Gewalt in allen Formen, gegen Hunger in den verschiedenen Gesichtern Auftrag der Kirche. Jedes Glaubenshandeln beginne mit der Leidenschaft für den Menschen in seinen konkreten Nöten, sagte Algermissen. Darin treffe sich christliches und demokratisches Menschenbild, erklärte Kultusminister Lorz, der die Notwendigkeit eines ständigen Austausches und Gesprächs im Sinne einer „respektvollen Partnerschaft zwischen Staat und Kirche“ betonte. (rei)
Das Kommissariat der Katholischen Bischöfe im Lande Hessen (Katholisches Büro) ist die Verbindungsstelle zwischen den katholischen Bistümern in Hessen und dem Bundesland Hessen. Das Kommissariat handelt im Auftrag der (Erz-)Bischöfe der Diözesen Fulda, Limburg, Mainz und Paderborn und vertritt die Bistümer gegenüber dem Land. Sitz des Kommissariats ist die Landeshauptstadt Wiesbaden.